SJD Die Falken

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Der Krisenstab der Landesregierung entscheidet dieser Tage über weitere Lockerungen in der Corona-Pandemie. Die Interessen, Erfahrungen und Wünsche junger Menschen spielen dabei kaum eine Rolle.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen Kinder und Jugendliche besonders. Sie mussten in den letzten Monaten ohne reale Kontakte zu ihren Peers leben und sind den negativen Auswirkungen des Lockdowns wie häusliche Gewalt, Vereinsamung, Perspektivlosigkeit und Verlust von Handlungsmöglichkeiten am schutzlosesten ausgeliefert. Für Kinder und Jugendliche sollte es deshalb nun auch wieder Möglichkeiten geben, sich mit gleichaltrigen Freunden in selbstorganisierten Zusammenhängen wie Jugendgruppen zu treffen und ihre Freizeit gemeinsam zu gestalten. Angebote der Jugendverbände, bei denen Kinder und Jugendliche unter Hygieneauflagen sinnvoll ihre Freizeit gestalten könnten, bleiben aber durch unsinnige Auflagen de facto untersagt.

Deshalb fordern Falken und DGB-Jugend: Jugendarbeit muss wieder ermöglicht werden! Organisierte und wohlüberlegte Treffen und Angebote mit von Kindern und Jugendlichen mitentwickelten Hygienekonzepten sind sinnvoller als ungeregelte Treffen und unüberlegte Verbote!

Die Art, wie in der Krise Entscheidungen getroffen werden, verschärft die gesellschaftliche Marginalisierung von jungen Menschen“, so Karl Müller-Bahlke vom Landes- und Bundesvorstand der Falken. „Bei allen bisherigen Entscheidungen in Sachen Corona spielen die Interessen, Erfahrungen und Wünsche junger Menschen kaum eine Rolle. Das muss sich dringend ändern. Deshalb wollen wir verantwortungsvoll Jugendarbeit wieder starten und haben gute Konzepte dafür entwickelt. Nur die durch Politik und Verwaltung zu schaffenden Rahmenbedingungen passen nicht. Das führt zu einer großen Enttäuschung von unseren Aktiven und den Kindern und Jugendlichen, die regelmäßig auf unsere Zeltlager fahren und in unsere Gruppenstunden kommen.“

Die beginnende Sommerzeit ist eine Hochphase der Jugendarbeit, da junge Menschen selbstorganisiert Seminare, Freizeiten und Zeltlager planen, durchführen und nachbereiten. Bisher sollen aber alle Aktivitäten der Jugendverbände mit Übernachtung verboten bleiben. Stundenweise oder ganztägige Maßnahmen sind derzeit nur unter Betreuung einer pädagogischen Fachkraft möglich, womit die Selbstorganisation und Verantwortung der Jugendlichen ausgehebelt ist. Da Jugendverbände nicht gerade üppig von Landesseite mit Fachkräften ausgestattet sind, bleibt damit das Kerngeschäft von Jugendverbänden, selbstorganisierte Treffen und Aktivitäten, faktisch verboten.

In Ministerien und Verwaltungen wird Kindern und Jugendlichen unterstellt, dass sie nicht in der Lage wären, die Tragweite der Pandemie zu verstehen und sich an Regeln zu halten. Dabei sehen wir, dass Kinder und Jugendliche sich in der Regel an die Maßnahmen halten und sehr verantwortungsbewusst diskutieren und handeln“, so Christopher Krauß aus der Landesgeschäftsführung der Sozialistischen Jugend – Die Falken. „Es zeigt sich vielmehr, etwa bei den Hygienedemos, dass es vor allem Erwachsene im fortgeschrittenen Alter sind, die egoistisch denken und handeln und nicht bereit oder in der Lage sind, aus Solidarität gegenüber Risikogruppen eine Maske zu tragen.“

Darüber hinaus gibt es immer noch keine Planungssicherheit für Ferienmaßnahmen wie Zeltlager und Gruppenfahrten, obwohl entsprechende Konzepte von Seiten der Verbände ausgearbeitet wurden.

Ute Neumann, Abteilungsleiterin für Jugendpolitik und Jugendbildung des DGB-Bezirks Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt meint dazu: „Unsere Maßnahmen können gerade im Sommer sehr gut draußen stattfinden, was die Infektionsgefahr verringert. Außerdem ist das Nachverfolgen von Infektionsketten bei uns wesentlich besser gewährleistet als auf Spielplätzen oder in Freibädern. Es gibt also keinen Grund, an dem Verbot von Maßnahmen und dem Gebot einer pädagogischen Fachkraft festzuhalten.“

Kinder und Jugendliche waren in den letzten Wochen und Monaten in weiten Teilen auf ihre Wohnung und ihr unmittelbares Umfeld beschränkt. Hinzu kommt, dass viele Eltern bereits jetzt ihren Urlaub nehmen mussten und damit in den Sommerferien eine für viele Kinder und Jugendliche unzumutbare Situation droht. Während man in Cafés und Restaurants nun wieder speisen darf, wird es unter den derzeitigen Bedingungen für Kinder und Jugendliche ein sehr trostloser Sommer werden.

Malte Woltering, Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend – Die Falken fügt hinzu: „Wir haben in unseren ehrenamtlichen Strukturen und mit Jugendlichen gemeinsam ein sehr gutes Konzept für ein Zeltlager in der Corona-Pandemie und auch für Ausweichangebote entwickelt. Dies zeigt uns, dass Jugendliche in Jugendverbänden verantwortungsbewusst handeln wollen und können. Für die Jugendlichen wäre es katastrophal, wenn dies jetzt an dem Gestaltungswillen der Landesregierung scheitert. Sie wünschen sich, dass die Jugendministerin auch endlich die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund rückt.“

Grundsätzlich fordern wir, gerade in Bezug auf die Maßnahmen zur Eindämmung von Pandemien, die aktivere Einbindung von Kindern, Jugendlichen und Jugendverbänden als Expert*innen für ihre Situation, die verantwortungsvoll ihre Angelegenheiten organisieren können und wollen. Jugendverbände stehen dabei als Selbstorganisationsorganisationen der Jugend kämpferisch und kreativ für die Interessen und Anliegen von Kindern und Jugendlichen ein.

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